Botanische Grundlagen

 

Cannabis sativa L. ist der wissenschaftliche Name für die Pflanze, die im deutschsprachigen Raum als Hanf bekannt ist. Früher wurde zwischen dem männlichen Femmel oder Fimmel und der weiblichen Mastel unterschieden. Die vielfältigen Erscheinungsformen dieser Pflanze haben die Fachwelt verwirrt. Die heute  verbreitete Lehrmeinung ordnet sie als eigenständige Familie der Cannabiceae ein. Mit dem Hopfen als einzigem Verwandten bildet der Hanf demnach die Ordnung der Urticaceae und gliedert sich in die Untergruppen (Spezies) sativa, indica und ruderalis.


Hanf ist eine einjährige Pflanze, die im Frühjahr im Freiland ausgesät oder als Setzling gepflanzt wird. Während die Jungpflanzen sich nicht voneinander unterscheiden, entwickeln sich später die Geschlechter an getrennten Pflanzen (diözisch).
In Ausnahmefällen bilden sich aber auch erst männliche und dann weibliche Blütenstände an einer Pflanze aus, die beide etwa im August zur Blüte kommen. Isoliert wachsende weibliche Pflanzen treiben bei manchen Hanfsorten stark harzhaltige Blüten ohne Samenbildung (Sinsemilla). Normalerweise produzieren die kräftigeren weiblichen Pflanzen nach der Windbestäubung ölhaltige Samen. Die Hanfernte im Herbst dient außerdem der Fasergewinnung.

 

Hanf gedeiht am besten auf kalkhaltigen, humus- und stickstoffreichen Böden. Er ist aber extrem anpassungsfähig und kann sogar als Pionier- und Grenzertragspflanze dienen. Abhängig von Breitengrad und Klima entwickelt er innerhalb weniger Generationen verschiedene Formen. Während manche Hanfsorten kaum größer als 50 cm werden, wachsen andere baumähnlich bis zu 6 m hoch. Die verholzten Wurzelsysteme solcher Pflanzen können bis zu 2 Meter in den Boden reichen.

 

 

 

Großwüchsige Zuchtformen entwickeln in ihrem bis zu 8 cm dicken Stengel besonders lange Fasern. Als Rauschmittel und für den medizinischen Bedarf ist der Faserhanf völlig ungeeignet. Demgegenüber besitzen vor allem kleinwüchsigere Sorten an ihren Blüten und längs der Blattadern kleine Drüsenhaare, die Harz ausscheiden. Das Hanfharz enthält vor allem das THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol), das nach der Einnahme eine entspannende bis berauschende Wirkung entfaltet. Die Wurzeln und ölhaltigen Samen enthalten dagegen keine Rauschsubstanzen. In den meisten Ländern der Europäischen Union ist der Anbau von Hanf mit einem THC-Gehalt von unter 0,3% nach langjährigen Verboten inzwischen wieder erlaubt.

 

 


Abbildungsnachweise:

R.E. Schulte/A. Hofmann "Pflanzen der Götter", 1980:95

Das Definitive Deutsche Hanf Handbuch 1973:27

 

 

Köhlers Medizinalpflanzenbuch von 1887, Neuauflage Band 2, 1991 :291

Foto von akzept Tübingen e.V. 1995